Ein wahres Wechselbad der Gefühle liegt in den Floorballern des MFBC Leipzig. Durch zwei wichtige Siege am vergangenen Wochenende klettert man in der ersten Floorball Bundesliga kurz vor Ende der Hinrunde auf den ersten Platz. Mit 10:9 setzte man am Samstag gegen den TV Schriesheim durch, bevor man am Sonntag den amtierenden deutschen Meister aus Holzbüttgen vor heimischer Kulisse mit 9:5 schlagen konnte. Doch wenn man ehrlich ist, sah es am Samstag beim Gastspiel in Schriesheim lange Zeit nicht nach einem erfolgreichen Ausflug aus, was dann aber folgte kann man wohl ganz getrost in die Rubrik „Comeback des Jahres“ einsortieren.
Der Start missling, wie leider häufiger diese Saison, sodass der Gastgeber aus Schriesheim bis zur Mitte des ersten Drittels eine 2:0 Führung herausspielen konnte. Der Anschlusstreffer gelang dann im ersten Powerplay des Tages durch Atte Väisänen und man konnte den Eindruck gewinnen, dass dieser Treffer Wirkung auf den Gegner zeigte. Nur wenige Sekunden später holte sich nämlich der nächste Schriesheimer eine Zeitstrafe ab, dieses Mal gab es allerdings keinen Torerfolg und es folgte die wohl schlechteste Phase des Wochenendes. Bis zur ersten Pause gelangen dem TV Schriesheim noch drei weitere Treffer und man zog auf 5:1 davon, die Stimmung in der Halle fand ihren Höhepunkt und man kann aus Leipziger Sicht von Glück reden, dass es bei diesen fünf Treffern blieb. Einziger Lichtblick blieb der späte Treffer durch Iven Teßmann, der den 2:5 Pausenstand bedeutete.
Klare Worte in der Kabine sollten dafür sorgen, dass man endlich in der Partie ankommen sollte, doch ging es von Beginn des zweiten Drittels erstmal genau so weiter. Nach 26 Minuten lag man dann gar mit 2:8 in Rückstand und wohl nur die Wenigsten hätten noch etwas darauf gewettet, dass man mit drei Punkten im Gepäck die Rückreise antreten würde.
Es schien plötzlich so, als hätte der MFBC den Ernst der Lage begriffen und begann nach und nach die Kontrolle über das Spielgeschehen zu übernehmen, Tore von Gühlke, Damm und Teßmann ließen den Vorsprung der Gastgeber bis zur nächsten Pause auf drei Tore schmelzen und auf ein Mal schien wieder alles möglich zu sein.
Die Körpersprache stimmte auch zu Beginn des letzten Drittels und man war bereit um die Punkte zu kämpfen, teilweise etwas zu bereit, denn Iven Teßmann musste zunächst noch eine Zeitstrafe für überharten Körpereinsatz absitzen, die sein Gegenspieler „oskarreif“ herausgeholt hatte. Man sollte diesen Knackpunkt aber ohne Schaden überstehen und machte sich weiter daran den Rückstand zu verkürzen Väisänens Treffer zum 6:8 konterte Schriesheim kurze Zeit später mit dem 6:9, doch es sollte der letzte Torerfolg der Gastgeber sein. Innerhalb von drei Minuten glich der MFBC durch Damm, Teßmann und Väisänen aus und nur kurze Zeit später erzielte Schuschwary den Treffer zum 10:9. Die erste Führung der Partie, aber manchmal reicht das ja.. Schriesheim rannte in den Schlussminuten nochmals kräftig an, fand aber keinen Weg mehr den Ball im Tor der Leipziger unterzubringen und musste sich am Ende trotz einer starken Leistung über weite Strecken des Spiels mit einer Niederlage abfinden.
Die ersten Punkte waren eingefahren und der Tabellenführer wartete bereits.
MFBC Leipzig – am 26.11.2022
Paul Kretzschmar, Jonas Damm, Svenson Hoppe (K), Perry Saß, Matthias Böthgen, Marco Gühlke, Max Patzold, Radim Kühnel, Juho Venäläinen, Arian Trützschler, Felix Linke, Jannis Michaelis (T), Tom Blochwitz, Luca Kunkel, Pavel Lubentsov (T), Iven Teßmann, Atte Väisänen, Erik Schuschwary
Keine 24 Stunden nach dem moralisch starken, aber auch etwas glücklichen Sieg in Schriesheim stand die, auf dem Papier, größere Aufgabe dann am Sonntag auf dem Programm. Holzbüttgen, bis dato ungeschlagen durch die Saison gegangen, setzte sich am Samstag in Berlin durch und war bereits am Freitag nach Leipzig gereist, um bestmöglich auf das Aufeinandertreffen vorbereitet zu sein.
Wenn es eine Lehre aus dem Spiel am Samstag gab, dann wohl, dass man den Start in die Partie keinesfalls verschlafen wollte. Und dies gelang dem MFBC in beeindruckender Art und Weise. Frühes Stören und viel Druck auf den Gegner war die Devise, dieser Druck sorgte für Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte und man konnte durch Kretzschmar und Trützschler früh Kapital daraus schlagen und mit 2:0 in Führung gehen. Zwar erlaubte man sich dann eine kurze Unachtsamkeit und Holzbüttgen konnte verkürzen, besonders beeindruckt war man davon aber nicht und Teßmann stellte den alten Abstand wieder her. Nach dem Bully war man dann leider erneut unaufmerksam und kassierte stolze 11 Sekunden später bereits das 3:2. Es war ein temporeiches Spiel mit vielen Chancen und Abschlüssen auf beiden Seiten, Geburtstagskind Lubentsov und sein Pendant Jan Saurbier auf der anderen Seite hatten über die gesamte Dauer des Spiels im wahrsten Sinne alle Hände voll zu tun.
30 Sekunden vor Ende des ersten Drittels erzielte der starke Paul Kretzschmar dann seinen zweiten Treffer und es ging mit einem 4:2 in die erste Unterbrechung.
Die etwas mehr als 100 Zuschauer konnten dann nach wenigen Minuten zunächst das 5:2 durch Väisänen bejubeln, der einen Abpraller gekonnt volley über die Linie bugsierte, kurze Zeit später erhöhte Luca Kunkel durch einen schnell gespielten Konter dann sogar auf 6:2. Der Meister war sichtlich angeknockt und leider verpasste es der MFBC bereits in dieser Phase den vorzeitigen KO zu setzen. Eine vermeidbare Strafe gegen die Leipziger verschaffte dem Titelverteidiger die Möglichkeit wieder zu verkürzen, diese nahmen sie dankend an und sorgten mit einem Powerplaytreffer für den nächsten Pausenstand von 6:3.
Im letzten Drittel gab es dann den ersten Aufreger, als Kapitän Svenson Hoppe eine weitere Strafe erhielt, mit der er alles andere als einverstanden war. Die Folge war ein weiterer Treffer der Gäste, nur noch 6:4.
Hoppe hatte jedoch eine gute Möglichkeit gefunden seinen Frust zu verarbeiten und tankte sich mit dem Ball durch zwei Spieler durch und versenkte den Ball zum 7:4 im Tor der DJK.
Das Spiel wurde nun etwas hektischer, viele Chancen wurden, teilweise fahrlässig, auf beiden Seiten vergeben und es dauerte bis zur 51. Minute ehe Iven Teßmann die Fans mit dem 8:4 erlöste, es war die Vorentscheidung.
Fünf Minuten vor Schluss kassierte dann auch der Gast seine erste Zeitstrafe und kurz vor Ablauf schweißte Radim Kühnel den Ball zum 9:4 in die obere Ecke des Gehäuses. Holzbüttgen nahm nun den Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Feld und traf noch 5:9, dies änderte aber nichts mehr am, am Ende ergebnismäßig deutlichen, Sieg der Leipziger.
MFBC Leipzig – am 27.11.2022
Paul Kretzschmar, Jonas Damm, Svenson Hoppe (K), Perry Saß, Matthias Böthgen, Marco Gühlke, Radim Kühnel, Juho Venäläinen, Arian Trützschler, Felix Linke, Jannis Michaelis (T), Timon Kern, Hannes Heinrich, Luca Kunkel, Pavel Lubentsov (T), Moritz Götze, Iven Teßmann, Atte Väisänen, Erik Schuschwary
Man of the weekend: Iven Teßmann
Mit fünf Toren und zwei Vorlagen in zwei Spielen avanciert Iven Teßmann zum Man of the weekend.
Durch diesen persönlichen Beitrag in beiden Spielen hat er einen großen Anteil am 6-Punkte-Wochende und der Tabellenführung.
Ausblick
Die Euphorie und mentale Stärke, die dieses Wochenende aufkam gilt es nun für die letzten Wochen vor der kurzen Winterpause zu konservieren. Denn am nächsten Wochenende steht mit dem Tabellendritten aus Weißenfels der nächste schwere Prüfstein auf dem Plan. Im Rahmen eines Eventspieltages empfangen dort zunächst die Damen des MFBC den Aufsteiger aus Bremen, bevor danach ab 15 Uhr das deutsche „El Clasico“ des Floorballs in der Brüderhalle steigt.
Bericht: Mark-Oliver Bothe
Bilder: André Mühle